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Die Lengelmühle im Besitz des Klosters Haina (Klostermühle)

Die ältesten Nachrichten über die Mühlen im Lengeltal sind von der Lengelmühle aus den Urkunden des Klosters Haina bekannt, und lassen sich aufgrund der Daten ermitteln in "Eckart G. Franz, Kloster Haina,Regalen und Urkunden". Bald nach 1150 hat der Graf Poppo von Reichenbach die Mühle dem Kloster Haina geschenkt. Das heißt, dass sie bereits vor dieser Zeit bestand und die Schenkung erfolgte, als Klostergründungen auf der Aulesburg bei Löhlbach versucht wurden. Wem die Lengelmühle gehörte, bevor sie in geistliche Hand kam, ist unbekannt. Jedenfalls muss sie bereits vorher ihre Funktion erfüllt haben. Die Mühle erscheint dann im 13. Jahrhundert in mehreren Urkunden des Klosters mit ihrer lateinischen Bezeichnung wie folgt:

 

1201    "... Sein (Ritter Konrad von Hemmenhausens [Hemmenhausen heute Louisendorf] ) Bruder Hermann Noppo verfuhr mit seinem von Graf H[einrich] zu Lehen gehenden Gut ebenso, wofür ihn das Kloster mit seinem Gut in Alartshusen (Ellershausen) entschädigte, ausgenommen zwei kleine Besitzungen, eine Hofstatt und die Lengelmühle (molendino Lengelin)["et una area und Lengelin" übergeschrieben.]; ..."
Hiernach blieben Hofstatt und Lengelmühle im Besitz des Klosters Haina. Bei der Hofstatt stellt sich die Frage, ob der spätere Lengelhof gemeint sein könnte.

 

Kulturdenkmäler in Hessen --> Lengelmühle



Lage

Die Mühle wurde etwas unterhalb der Stelle angelegt, wo von dem Talweg ein Weg mit der Bezeichnung "Eselspfad" nach Frankenau abzweigt. Ein am "Hünscheid" entlang führender Waldweg hat in Höhe der Lengelmühle einen Abzweig, der über die kleine Bergnase mit der Bezeichnung "Hunübbel" verläuft und an der Lengelmühle wieder den Talweg erreicht. Um eine Erklärung der Bezeichnung "Hunübbel" hat sich bis jetzt noch niemand bemüht. Mit Hilfe eines Wehres führten möglicherweise schon Hainaer Mönche das Wasser in den Mühlgraben, durch den es auf kürzester Strecke das Mühlrad erreichte. Es durchquerte im Mühlgraben die Hofraide, um bald darauf in den kurz zuvor aus Stieden- und Treisbach gebildeten Lengelbach einzumünden. Wegen der etwas tieferen Lage wurde die Wasserkraft des Treisbaches von der höher gelegenen Mühlenanlage nicht mehr genutzt.

 

Baulichkeiten

Wie berichtet, wurde die Lengelmühle bereits bald nach 1150, also vor der Entstehung des Klosters Haina, zur Zeit der Gründungsversuche auf der Aulesburg angelegt und von dem Grafenvon Reichenbach dem Kloster geschenkt und damals erstmalig erwähnt. Zur zeitweltlicher Rechtsnachfolger des Klosters, der Grafen von Nassau, befand sich die Mühle als deren Lehen vor 1451 in den Händen derer von Elben. Aufgrund der Klage auf Herausgabe des Lehens nach dem Aussterben derer von Elben (1535) ab 1538 wird die Lengelmühle und der jenseits des Lengelbachs beginnende Martinsberg in der Hand derer von Huhn nachgewiesen.

Bei Erneuerungsarbeiten am Wohnhausdach wurde 1928 eine Dachziegel mit der Jahreszahl 1594 und 1951 eine mit der Jahreszahl 1556 gefunden. An Hand dieser Funde kann man schließen, dass damals Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Auch die Ständerbauweise (durchgehende Eckbalken vom Erdgeschoss bis zum Dachstuhl) deutet auf ein Alter des jetzigen Wohnhauses bis in die Zeit dieser damaligen Bauweise hin. Kurz vor 1650 verunglückte Volpert Menkel in der Schlagmühle tödlich. Man kann daher auf die schon bestehende Schlagmühle schließen.

Die Entrichtung von Schlagzins in den Jahren 1629, 1671, 1714 und 1721 bestätigen diese Vermutung.Der frühere Standort der Schlagmühle ist heute noch an der Vertiefung in der Wiese gegenüber der Giebelseite des Wohnhauses zu erkennen.

In den Katasterangaben von1774 werden ein Haus mit einer Mahlmühle, Scheune, Stallung und Hofraide ohne Erwähnung der Schlagmühle aufgeführt. Im Nutzungsanschlag zur Mühle 1794 ist vermerkt, dass "die Schlagmühle schon seit längerer Zeit in Abgang gekommen sei". Der Hauptmann Erhard von Drach und Frau Agnesa ließen 1818 einen an das Wohnhaus angrenzenden Keller erbauen. Laut Balkeninschrift wurden von ihm und Sohn Friedrich der sogenannte "Alte Stall", am Bach gelegen,gebaut. Unter Friedrich folgte 1835 auch die Erbauung des Backhauses. Eine im Jahr 1732 zur Zeit des Müllers Konrad Pfeiffer errichtete Scheune wurde 1952 durch eine neue ersetzt. Um 1930 kam es zur Anschaffung des letzten Mühlenrades. Zum Hof führt eine während des letzten Krieges errichtete Brücke über den Lengelbach.

 

Nach den Feststellungen des Landeskonservators Dr. Ing. Michael Neumann lassen sich das 1509 erbaute Rathaus in Frankenberg und das 1516 erbaute Rathaus in Alsfeld bereits der neuzeitlichen Fachwerkkunst in "Rähmbauweise"zuordnen. Geht man davon aus, dass die Ablösung der Ständerbauweise im letzten Winkel des Landes später erfolgt sein dürfte, so wäre denkbar, dass die 1556 und 1594 gefertigten und beschrifteten Dachziegel zu einem etwas späteren Zeitpunkt zu dem Neubau des Hauses Verwendung gefunden haben könnten. Letzte Klarheit über das Alter des Gebäudes würde natürlich eine dendrochronologische Untersuchung des Holzes schaffen.